HomeCare-Technologien unterstützen neue Versorgungsmodelle
Jens Seeliger, Intel Digital Health Group
Zum heutigen Zeitpunkt sind etwa über 16 Mio. Einwohner Deutschlands über 65 Jahre alt. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass dieser Bevölkerungsanteil im Jahre 2050 auf ca. 23 Mio. angestiegen sein wird. Bis zu 50% aller Kosten im Gesundheitswesen von Industrienationen entfallen derzeit bereits auf die Versorgung älterer Menschen. So lagen z.B. die Krankheitskosten für Menschen ab 65 im Jahr 2002 bei EUR 6.250,-/5.830,- (weiblich/männlich) und ab 85 Jahren sogar bei EUR 12.660,- /11.690,- pro Jahr (w/m). Für 30-44 Jährige betrugen die Kosten lediglich EUR 2.150,- bzw. 1.250,-. Ohne die Einführung neuer Modelle der Krankenversorgung bedroht dieser demographische Count-down das Gesundheitswesen Deutschlands und
weltweit. Wir müssen uns von unserer derzeitigen Abhängigkeit von kostspieliger akuter und stationärer Krankenversorgung älterer Menschen entfernen, um ein Modell anzusteuern, bei dem die Versorgung in den eigenen 4 Wänden im Zentrum steht. Wir bei Intel nennen das „Shift Left“, d.h. Reduzierung von teurer, akutmedizinischer Versorgung durch Stärkung der Vorsorge und des selbständigen Alterns mit Hilfe von intelligenter Homecare- und Telemonitoring- Technologie in den eigenen 4 Wänden.
Der Weg zum proaktiven, patientenorientierten Modell
Zwei Drittel aller Europäer über 65 sind von mindestens einer chronischen Krankheit betroffen, die häufige und teure Arztbesuche erfordert.1 Forschungsergebnisse haben jedoch gezeigt, dass Menschen, die körperlich fit und in ihrem sozialen Umfeld aktiv bleiben und gleichzeitig ihre eigene Gesundheitsversorgung mit zunehmendem Alter eigenständig verwalten, in der Regel länger gesund bleiben.2 Wenn es uns gelingt, älteren Menschen den Kontakt und Umgang mit Ärzten, Krankenpersonal und Betreuern von ihrem eigenen Zuhause aus zu erleichtern, könnte damit sowohl ihre Lebensqualität verbessert, als auch der Bedarf an stationärer Pflege gesenkt werden. Intel ist der Auffassung, dass neue digitale Technologien für das Gesundheitswesen bei den Herausforderungen des Alterns weltweit eine Rolle spielen können. Der Schwerpunkt dieser Technologien wird mehr auf der Vorsorge als auf Behandlung liegen und setzt voraus, dass Einzelpersonen, ihre Familienangehörigen und Ihr Umfeld bei der Durchund Ausführung der Versorgung Verantwortung mitübernehmen.
Ethnografie: Das Verstehen von Menschen in ihrem Umfeld
Die Entwicklung gänzlich neuer Technologien für den Einsatz im Alltag erfordert einen sorgfältigen Einblick in die Lebensweise und tatsächlichen Bedürfnisse von Mitmenschen.
Um den Altersprozess besser zu verstehen, haben Intel´s Sozialwissenschaftler viel Zeit in über 1000 Privatwohnungen und 150 Krankenhäusern in insgesamt 20 Ländern verbracht.
Mithilfe von Offenen Befragungen, Beobachtungen und wiederholten Besuchen in Wohnungen haben die Forscher das Miteinander von Personen und deren Verhalten im eigenen Umfeld untersucht. Was fiel den Beteiligten leicht, was fiel ihnen schwer? Welches Gerät oder welche Form von Intervention oder Vermittlung wäre am hilfreichsten? Diese Angaben wurden dann an die technischen Fachkräfte und Wissenschaftler weitergegeben, die die neuen Technologien entwerfen und produzieren.
Ethnografie als Baustein für Technologie
Die Produkt-Entwickler bei Intel haben ethnografische Forschungsergebnisse in innovative Lösungskonzepte für das Gesundheitswesen umgesetzt. Diese Arbeit läuft derzeit beim TRIL (Technology Research for Independent Living) Centre in Irland, als ein gemeinsames Projekt von Intel und der irischen Industrial Development Agency. Die Intel Digital Health Forscher arbeiten Seite an Seite mit Forschern aus mehreren Fachbereichen an irischen Universitäten, um technologische Neuerungen zu entwickeln und vorzustellen, welche ein unabhängiges Leben im Alter im eigenen Heim unterstützen. Ihre anfänglichen Bemühungen konzentrieren sich auf die Vermeidung von Sturzunfällen, auf kognitive Funktionen und soziale Kontakte.
Die Bedeutung eines aktiven gesellschaftlichen Austausches wird mitunter übersehen, obwohl er ein Hauptfaktor für gesundes Altern ist. Die Teilnahme am Sozialleben stellt einen bedeutenden Motivationsfaktor für körperliche Bewegung dar, die ihrerseits gesundheitsfördernd ist, und auch die Belastung des kognitiven Abbaus vermindert.
Digitales Gesundheitswesen im Heim und darüber hinaus
Untersuchungen zeigen auf, dass Patienten es vorziehen im eigenen Heim versorgt zu werden. Es muss ein neues Modell der Gesundheitsversorgung entstehen und diese Art der Versorgung anbieten. Eine erfolgreiche Versorgung im eigenen Heim erfordert verbesserte Kommunikationswege zwischen Patienten und ihrem ärztlichen Personal sowie besseren Zugriff auf Patientendaten.
Technologie wird aller Voraussicht nach eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsversorgung im eigenen Heim spielen und muss daher allen zur Verfügung stehen und leicht bedienbar sein. Einfache, benutzerfreundliche Technologien können dazu beitragen, dass Patienten aktiv, engagiert und mit ihrem ärztlichen Versorgungsteam in Verbindung bleiben, ihre Lebensqualität steigern und ihre Unabhängigkeit länger aufrechterhalten.
Die Intel Digital Health Group entwickelt derzeit eine Reihe von Lösungen, mit denen die Gesundheitsversorgung im eigenen Heim durchsetzbar ist. Intel gab im vergangenen Jahr bekannt, dass Produkte in der Entwicklung stehen, mit deren Hilfe alternde und chronisch kranke Mitmenschen besser versorgt werden können. Dabei zielt Intel darauf ab, eine neue Produkt-Kategorie namens Personal Health Systems im Markt zu etablieren, welche sich auf das Remote- Management chronischer Krankheiten in den eigenen 4 Wänden konzentriert. Ziel dabei ist es selbstverständlich nicht, die persönliche Arzt-Patienten-Beziehung durch eine reine Fernüberwachung zu ersetzen, sondern lediglich, diese durch Telemonitoring zu ergänzen und effizienter sowie flexibler für beide Seiten zu gestalten!
Über die Entwicklung von Produkten hinaus wirkt Intel im Rahmen der Continua Health Alliance (http://www.continuaalliance. org) am Aufbau eines umfangreichen Marktes für interoperable, persönliche Telehealth- Geräte und -Dienstleistungen mit. Das Ziel der Zusammenarbeit von Intel und Continua und weiterer Bemühungen ist es, Akzeptanzschwellen im Hinblick auf Zulassungsbehörden, Kostenerstattung und Richtlinien, zu mindern.
Einblick in den Bedarf an Gesundheitsversorgung
Es ist Intels Ziel bei der Alterungsforschung, Einblick in den Gesundheitsversorgungsbedarf älterer Menschen und ihrer Betreuer zu erhalten und die Erneuerung der Technologie der nächsten Generation einzuleiten, die diese Menschen und ihre Betreuer unterstützt. Indem wir Menschen helfen, bei der Überwachung ihrer Gesundheit mehr Initiative zu ergreifen und Betreuern, Ärzten und Krankenpersonal die erforderlichen Informationen und Geräte zur Verfügung stellen, um ihre Patienten zu jeder Zeit und an jedem Ort erfolgreich zu versorgen, hofft Intel einen neuen Markt für Homecare-Technologien aktiv mitzugestalten.
Unter www.intel.com/healthcare/research finden Sie weitere Informationen über Intels Bemühungen bei der Gesundheitsforschung. Hier können Sie auch bestimmte Forschungsunterlagen zu den in diesem Artikel erwähnten Technologien finden.
Fußnoten
1 Das Leben von Frauen und Männern in Europa: Ein statistisches Portrait. Luxemburg: Eurostat Statistical Books (Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften), 2008. http://epp. eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_ OFFPUB/KS-80-07-135/EN/KS-80- 07-135-EN.PDF 2 Technologie für eine älternde Bevölkerung: Intel Global Research Initiative. Intel Corporation, 2008. www.intel. com/healthcare/research
Dokumentinformationen zum Volltext-Download Titel:
| Das Zuhause als Zentrum der Gesundheitsversorgung | Artikel ist erschienen in:
| Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2009
| Kontakt/Autor(en): | Intel GmbH Dornacher Straße 1 D-85622 Feldkirchen bei München Tel.: +49 (0) 99 / 1 43 - 0 www.intel.com/healthcare
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